Das Phänomen der Masse, das ihrer Verführung, ihrer gemeinsamen Aktionen, ihrer oftmals unvorstellbaren Grausamkeiten, ihrer Gläubigkeit und bedingungslosen Hingabe ist ein schwer zu verstehendes Phänomen, das sehr oft tiefgründig behandelt wurde. Es spielt auch im Sport, speziell im olympischen, eine wichtige Rolle, oft in Verbindung mit Totalitarismus, siehe Olympische Sommerspiele Berlin 1936 (Nationalsozialismus!) etc., heute oft auch im Zusammenhang mit Fußballexzessen (Hooligans, Krawallen, „Pyrotechnik“), Fanmeilen etc.
Eine frühe, eher literarische Betrachtungsweise (erstmals veröffentlicht 1888) findet sich bei Guy de Maupassant: „Eine sprichwörtliche Redensart besagt, dass ‚die Masse dumm ist‘. Warum aber ist die Masse dumm, wo doch jeder Einzelne in der Masse keineswegs dumm ist? Warum wird eine Masse spontan tun, was keines der einzelnen Glieder dieser Masse getan hätte? Warum hat eine Masse unwiderstehliche Impulse, grausame Launen, durch nichts aufzuhaltende schwachsinnige Triebe, und tut, hingerissen von diesen Trieben, Dinge, die keiner der Einzelnen, aus denen sie besteht, tun würde? Ein Unbekannter stößt einen Schrei aus, und schon werden alle von dieser Raserei ergriffen, und vom selben Drang, dem niemand zu widerstehen versucht, hingerissen vom selben Gedanken, der sogleich für sie Gemeingut wird, trotz Gesetzen, verschiedener Meinungen, Überzeugungen, Moralvorstellungen stürzen sich alle auf einen Menschen, metzeln ihn nieder, ertränken ihn ohne Grund, fast ohne Vorwand, wobei jeder, wäre er allein gewesen, unter Lebensgefahr herbeigestürzt wäre, um den, den er da umbringt, zu retten…
Es liegt daran, dass er, um Teil einer Masse zu sein, aufgehört hat, ein Mensch zu sein. Wie ein Wassertropfen in einem Fluss aufgeht, ist sein individueller Wille in dem allgemeinen Wollen aufgegangen. Seine Persönlichkeit ist verschwunden und zu einem winzigen Teil einer gewaltigen und seltsamen Persönlichkeit geworden, der Persönlichkeit der Masse“ (de Maupassant, Guy, Auf See, Hamburg 2012, S. 90f).
Wird ergänzt